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9. Dezember 2017Leichtathletik.de über den Wechsel nach Halle
Luca Wieland hat mit seinen 23-Jahren schon viel erlebt, viel erreicht und noch sehr viel vor. Pamela Ruprecht berichtet auf leichtathletik.de über den vielversprechenden, neuen Zehnkämpfer im halleschen Team um Vize-Weltmeister Rico Freimuth.
Wechsel nach Halle | Luca Wieland auf dem Sprung in die Spitze
Im Trainingslager in Mauritius hatte Luca Wieland Gelegenheit, seinen neuen Trainer und seine neue Trainingspartnerin – Hürdensprinterin Cindy Roleder (SV Halle) – kennenzulernen. Für den Mehrkämpfer aus Saarbrücken stand zum Start noch ein lockeres Programm auf dem Plan, da er einen Bundeswehrlehrgang (stationiert in Frankenberg) hinter sich hatte. „Es war schön, die anderen Zehnkämpfer etwas persönlicher kennenzulernen“, berichtete der 23-Jährige, der vorher auch bei der Team-Woche in Kienbaum dabei war.
In den USA hat Luca Wieland nach Abschluss seines Studiums mit dem Bachelor of Science in Unternehmensführung diesen Mai seine Zelte abgebrochen. Finanziell sei ein Aufenthalt in Übersee nicht weiter zu stemmen gewesen. In Halle lockte die gute sportliche Situation und auch mit dem Verein vor Ort ein passendes Angebot – ab 2018 tauscht er das Trikot des LAZ Saar 05 gegen das des SV Halle.
Großes Interesse an einem neuen, starken Trainingspartner hatte auch Rico Freimuth. „Ich war der Auslöser, ich wollte ihn unbedingt in der Trainingsgruppe haben“, sagte der amtierende Vize-Weltmeister, der zuletzt mehrere Kilogramm Muskelmasse aufgebaut hat. „Um den nächsten Schritt zu machen, brauche ich jemanden, der mich fordert“, meinte der WM-Zweite. Kumpel Michael Schrader (beide SV Halle) kämpft immer noch mit seiner schweren Knieverletzung.
Durchbruch mit 8.201 Punkten in den USA
Als Teil der College-Mannschaft der Universität von Minnesota in Minneapolis und Saint Paul hatte Luca Wieland die vergangenen vier Jahre bei mehreren Coaches gleichzeitig trainiert. Sein Haupttrainer Paul Thornton war ein 800-Meter-Spezialist, Tipps im Hochsprung oder Stabhochsprung holte sich der Student von weiteren Experten, zudem trainierte er auf eigene Faust. In dieser Konstellation schaffte er es im April in Azusa immerhin bis auf 8.201 Punkte – hundert Punkte mehr als die WM-Norm (8.100 Pkt) für London (Großbritannien).
Allerdings wurde die Zahl bei keinem offiziellen Qualifikationswettkampf erbracht. Diese finden für die deutschen Mehrkämpfer immer in Götzis (Österreich) und Ratingen statt. „Es war in der Vergangenheit fast unmöglich für mich, daran teilzunehmen, weil die College-Saison in den USA schon Anfang Juni zu Ende ist. Da ist man fast ausgebrannt und hier fangen die Quali-Wettkämpfe an“, beschrieb er das Dilemma. In Deutschland kann er jetzt ohne Uni-Starts gezielt auf die beiden Meetings hinarbeiten.
Endlich verletzungsfrei bleiben
Mit Wolfgang Kühne begleitet ihn dabei ein ausgewiesener Mehrkampf-Experte. „Ich habe den Eindruck, er ist sehr entspannt und ruhig“, sagt Luca Wieland über seinen neuen Mentor. Dessen Motto „weniger ist manchmal mehr“ kommt dem kräftigen Athleten entgegen. Denn er war in den letzten Jahren sehr verletzungsanfällig. „Ich erhoffe mir, dass mich der erfahrene Zehnkampf-Coach weiterbringt und ich endlich für längere Zeit verletzungsfrei trainieren und Wettkämpfe bestreiten kann. Das war in den letzten vier Jahren eher nicht der Fall.“
Im Mai 2013 hatte er sich kurz vor der Abreise in die USA am Oberschenkel-Beuger verletzt. Aufgrund eines Hüftschiefstandes wurden die Beschwerden chronisch, weitere Zerrungen am Beuger folgten. Mit diversen Ansätzen kurierte er die Blessuren während seines USA-Aufenthalts aus. Mit Erfolg. 2017 konnte er erstmals beschwerdefrei eine Saison vorbereiten und bestreiten. „Deswegen kam es auch zu diesem Leistungssprung“, erklärte der Saarländer, der seine Problemzonen auch in Zukunft mit Physiotherapie klein halten will.
In der kommenden Hallensaison plant Luca Wieland einen Siebenkampf, er liebäugelt sogar mit einem Start bei der Hallen-WM in Birmingham (Großbritannien; 1. bis 4. März). Dazu will er in seiner stärksten Disziplin, dem Weitsprung, im Winter an Meetings teilnehmen. Bei fast acht Metern (7,91 m) steht seine Bestmarke, obwohl er diese Disziplin nie trainiert. „Weitsprung ist für Zehnkämpfer recht unkompliziert: Man rennt schnell an und springt, das ist nicht sehr technisch.“
Potenzial beim Fußball entdeckt
Die wenigsten Punkte sprangen bei seinem bislang besten Zehnkampf in der neunten Disziplin heraus. Auf magere 48,60 Meter flog sein Speer, über 54 Meter kam er 2016 schon. „Da habe ich Trainingsdefizite, aber das kriege ich mit Herrn Kühne schon noch geregelt“, scherzt er optimistisch. „Da ist noch einiges drin.“ Positive Effekte erwartet er ebenso von seinem schnellen, neuen Trainingspartner.
„Es ist immer gut, mit jemanden trainieren zu können, der erfahrener und leistungsstärker als man selbst ist, und von dem man sich ziehen lassen kann“, sagt der Wahl-Hallenser. Gerade über die Hürden sei Rico Freimuth sehr stark, dort sieht Wieland bei sich noch Potenzial und freut sich deshalb auf die gemeinsamen Starts. Auf der anderen Seite kann der WM-Dritte aus 2015 von den enormen Sprung-Fähigkeiten des Saarländers profitieren. Seine Hochsprung-Bestleistung: 2,20 Meter.
Auf der Sportschule in Saarbrücken war Luca Wieland zunächst Fußballer, bis Sportlehrer seine Schnelligkeit entdeckten und ihm die Leichtathletik empfahlen. Mit Conny Hager hatte er eine engagierte Jugend-Trainerin, die ihn Richtung Mehrkampf brachte. Mit 18, 19 Jahren stand fest: „Ich will mich voll auf den Zehnkampf konzentrieren.“ Nach dem Abitur zog es ihn nach Übersee: Die gute Vereinbarkeit von Sport und Studium und die Reiselust sprachen für den Auslandsaufenthalt in den USA.
EM Berlin als großes Ziel
Nun ist er wieder zurück und hat für den Sommer ein großes Ziel: Die Europameisterschaften 2018 in Berlin (6. bis 12. August). Dafür muss er einen der drei hart umkämpften Startplätze ergattern und eine hohe Punktzahl anbieten. Die Einzelleistungen bei seinem Top-Zehnkampf waren zwar solide, aber noch lange nicht das, was er kann. Deswegen ist er zuversichtlich, noch einiges draufpacken zu können.
„Mit einer Punktezahl von 8.400, 8.500 wäre ich dieses Jahr sehr zufrieden“, weiß Luca Wieland um sein Potenzial. Mit 8.564 und 8.488 Punkten gewannen Rico Freimuth und Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) bei den Weltmeisterschaften in London Silber und Bronze – eine große Feierstunde für den deutschen Zehnkampf. Nun will ein weiterer DLV-Mehrkämpfer mitmischen und bei der Premiere im Mehrkampf-Mekka Götzis im Mai eine erste Marke im Kampf um die EM-Startplätze setzen. Der Ausblick: „Es wird spannend und Spaß machen.“
Quelle: Pamela Ruprecht, „Luca Wieland auf dem Sprung in die Spitze“, leichtathletik.de/news